Im Jahre 1841, als die Dampfmaschine die Welt zu verändern begann, erlebte auch das Bärli eine bedeutende Wandlung. Es war noch keine Wirtschaft, sondern eine Molkengremplerei, ein Ort, wo Milch zu Käse reifte. Seine Hauptfassade wurde im Biedermeierstil gestaltet und vertäfelt. Das Ober- und Dachgeschoss kragten leicht vor und die Reihenfenster sowie das halbe Radfenster im Giebel blickten wie wachsame Augen in die Welt.
Die Sitterbrücke in Appenzell, welche das Dorf und die Gemeinschaft verbindete, wurde nach jedem grossen Hochwasser neu errichtet. Besonders in Erinnerung blieb jenes von 1750, welches die Brückenkapelle zerstörte. Die im Jahre 1845 neu erbaute Metzibrücke hielt dem verheerenden Hochwasser von 1846 jedoch stand. Das Unwetter hingegen verdarb rund 2000 Käslaibe. Es war ein Jahr, das niemand vergessen würde. Anton Knechtle, der Inhaber des Bärli zu jener Zeit, stiftete eine Tafel zum Andenken an das Hochwasser von 1846. Auf ihr ist der heilige Christopherus abgebildet, ein Beschützer auf Reisen. Das Bild galt als Symbol des Schutzes und der Erinnerung an die vom Hochwasser weggerissene Brückenkapelle aus 1750, deren Fundamente mit kleinem Rundchor angeblich im Vorgarten erhalten sind.
Als die Gaiserstrasse 1852 bis 1853 erbaut wurde, lag sie beträchtlich höher als das Bärli. Im Jahre 1855 verwandelte sich das Bärli in eine Schmitte. Ein Ort, wo Feuer und Eisen sich trafen.
Von 1924 bis 2022 - fast ein Jahrhundert lang - war das Bärli im Besitze der Familie Nisple, welche bis 2012 ein renommiertes Fischrestaurant führte. Das Bärli war nicht nur ein Treffpunkt für die Dorfbewohner, sondern lockte auch berühmte Gäste aus der ganzen Schweiz an. Politiker, Künstler und Schriftsteller fanden hier einen Zufluchtsort, wo sie in Ruhe speisen konnten. Solch ein langes Erbe spricht für die Qualität und den Ruf des Restaurants.
Als die Familie Nisple sich von ihrem geliebten Bärli verabschiedete, war es nicht das Ende einer Ära, sondern der Beginn eines neuen Kapitels. Im März 2022 übernahm die Familie Eisenring das Bärli. Mit Respekt für die Vergangenheit und einem Blick für die Zukunft begannen sie, das Bärli zu renovieren. Über zwei Jahre lang wurde gehämmert, gemalt und poliert. Die Familie Eisenring achtete darauf, den Charakter und die Seele des Bärlis zu bewahren, während sie es mit modernen Annehmlichkeiten und einem frischen, aber traditionellem Ambiente ausstattete. Heute steht das Bärli nicht mehr als Restaurant, sondern als charmante Ferienwohnung zur Verfügung. Das Obergeschoss bleibt der Familie Eisenring vorbehalten und das Erdgeschoss wartet darauf, entdeckt zu werden. Egal ob für einen erholsamen Kurzurlaub oder einen längeren Aufenthalt, die Wohnung bietet den perfekten Rückzugsort.
So erzählt das Bärli seine Geschichte, nicht mit Worten, sondern mit den Spuren, die es im Laufe der Jahrhunderte hinterlassen hat. Es steht als Zeuge der Zeit, als Mahnmal der Vergänglichkeit und als Beweis der Beständigkeit. Werden Sie Teil der Bärli-Geschichte.
Quelle: Objektbeschrieb Inventarblatt schützenwerter Bauten und Baugruppen Feuerschaugemeinde Appenzell